Autor Thema: Flüchtlinge, Auswanderer, Asylbewerber  (Gelesen 535520 mal)

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Offline Araxes

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Re: Flüchtlinge, Auswanderer, Asylbewerber
« Antwort #1095 am: 29. Januar 2016, 14:27:49 »
Ich weiß jetzt nicht, ob meine jüngsten Ahnen nach Einwanderung in die USA vorerst auch kriminiell wurden. Denn sie kamen auch nur mit "Sack" dort an.  Und waren eben Flüchtlinge.

Es gab lange die Regelung, daß die deutschen Kirchengemeinden sich um die Einwanderer kümmern müssen, und zwar in jeder Hinsicht. Vom Staat gab es nichts. Gab es keine Zusage, wurde auch nicht die Einwanderung erlaubt.

Zitat
Wer will heute bei unser aktuellen Situation noch beurteilen können, welcher Flüchtling oder Einwanderer nur aus der Not heraus kommt?

Andere Länder lassen sich entweder den finanziellen Status belegen oder prüfen die Attraktivität des Einwanderers für das Zielland. In Neuseeland kann man unter "Skilled Migration" einwandern. Dann wird ein Score nach einem Punktesystem ermittelt: Gesundheit, Alter, Sprachkenntnisse, Berufserfahrung, besonders nachgefragte Qualifikation, Bildungsabschlüsse, Familienmitglieder in NZ, Aufhalte in NZ, vorhandendes Stellenangebot usw.

Alternativ kann man unter 55 sein und NZ$1,5 Millionen investieren und nachweisen, daß das Geld legal erworben wurde.

Zitat
Wir sind doch schon jahrzehntelang ein Einwanderungsland. Haben nach dem letzten Krieg sogar danach gerufen.

Und davon profitiert.

Ja, das wäre zu prüfen. Dazu müßte man die Steuern und Sozialabgaben gegen die Kosten für ALG und sonstigen Transfers rechnen. In Berlin z.B. ist die Arbeitslosigkeit von Ausländern mit 21,2% fast doppelt so hoch wie der Durchschnitt (13,2%). Eine Näherung wäre, ob die arbeitenden 78,8% genug einzahlen, damit es für die arbeitslosen 21,2% reicht. Deshalb würde ich damit nicht argumentieren. Weder dafür, noch dagegen.

Offline Araxes

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Re: Flüchtlinge, Auswanderer, Asylbewerber
« Antwort #1096 am: 29. Januar 2016, 14:31:25 »
"merkwürdige rhetorische Figur"

ja, da gibts ein mal, die kleinen bäcker/fleischer, türkische gemüseläaden und vietnamesische blumenhändler, wo nur "helfende familienmitglieder " arbeiten.

und es gibt firmen, die pigmentiete menschen versteckt arbeiten lassen (spülküchen, lager, werkhallen) die dort totale drecksarbeit machen, in lagerräumen auf dem fußboden schlafen müssen. - und dass sind keine kleinen krauter.

Änderst das was an der Tatsache, daß es für Illegale letztlich nur diese Möglichkeit gibt? Vielleicht kann man über Schwarzarbeit noch froh sein, weil das anderer Kriminalität vorbeugt. Ich finde auch, daß man Leute, die für ihren Lebensunterhalt sorgen, legalisieren sollte. Man kann aber nur jemanden legalisieren, von dem man weiß.

Offline grashopper

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Re: Flüchtlinge, Auswanderer, Asylbewerber
« Antwort #1097 am: 29. Januar 2016, 15:40:12 »
Entschuldige, Araxes, Aber den Knick in der Sozialversicherung gab es damals nicht zuletzt schon nach der Maueröffnung bei uns im vorher zwiegeteilten Lande.

Es war zunächst Freude und Solidarität allerseits. Aber als die Auswirkungen auf die SV kamen.....

Das aber nur nebenbei.

Kriminelle oder terroristische Energien gibt es auch in eigenen Reihen.
Wir holen sie alle rein, ob genehmigt oder nicht. Oder sie sind schon längst da.

 Wer will das alles sachgerecht kontrolleren können? Wir sind ein "geschlagenes " Land. Das sich nach dem letzten Krieg eben neu profilieren musste. Andere EU-Staaten gehen da stringenter vor.
"draußen nur Kännchen" - Bodo

Offline Araxes

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Re: Flüchtlinge, Auswanderer, Asylbewerber
« Antwort #1098 am: 29. Januar 2016, 16:03:18 »
Entschuldige, Araxes, Aber den Knick in der Sozialversicherung gab es damals nicht zuletzt schon nach der Maueröffnung bei uns im vorher zwiegeteilten Lande.

Das ist nicht ganz vergleichbar. Die Wiedervereinigung war eine Folge der gemeinsamen Geschichte, die für den Osten auch besondere Lasten bedeutet hat.

Zitat
Wer will das alles sachgerecht kontrolleren können? Wir sind ein "geschlagenes " Land. Das sich nach dem letzten Krieg eben neu profilieren musste. Andere EU-Staaten gehen da stringenter vor.

Es wird auch kontrolliert, ob im steuerlich abgesetzten Arbeitszimmer Abdrücke im Teppich sind, die darauf hindeuten, daß da vor kurzem noch ein Sofa stand. Es wird auch kontrolliert, ob der im Ausland lebende Ex-Partner noch eine Rückkehrabsicht nach Deutschland hat und und somit noch Steuerbürger ist. Dazu wird werden Schränke mit Wäsche durchwühlt und Nachbarn befragt. Vielleicht sollt man die Angelegenheit den Finanzämtern übertragen. Die scheinen schlagkräftiger zu sein.

Offline Yossarian

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Re: Flüchtlinge, Auswanderer, Asylbewerber
« Antwort #1099 am: 29. Januar 2016, 17:39:19 »
diese Richtlinie muss für alle gelten. Auch für Inländer.

Da kommen wir dem Problem schon näher.
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Offline marple

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Re: Flüchtlinge, Auswanderer, Asylbewerber
« Antwort #1100 am: 29. Januar 2016, 18:37:47 »
Aber ich traue jedem Polizisten zu, das Geschäft der Rechtsextremen zu besorgen.

Ich hab im engsten Bekannten-/Familienkreis einen Polizisten, ehemals Streife, mittlerweile Bandenkriminalität. Und ich bin jetzt mal stellvertretend für diesen guten, humorvollen, definitiv nicht rechten, klugen und besonnenen Menschen beleidigt.

Manchmal erweitert es den Horizont erheblich, wenn man seine Scheuklappen ablegt.

Offline Yossarian

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Re: Flüchtlinge, Auswanderer, Asylbewerber
« Antwort #1101 am: 29. Januar 2016, 19:15:42 »
ich traue jedem Polizisten zu, das Geschäft der Rechtsextremen zu besorgen.

In Meck-Pom vielleicht.
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Offline marple

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Re: Flüchtlinge, Auswanderer, Asylbewerber
« Antwort #1102 am: 29. Januar 2016, 19:59:45 »
In Meck-Pom vielleicht.

Da ham wa´s wieda: die Ossis…


 :.) :.) :.)

Offline Yossarian

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Re: Flüchtlinge, Auswanderer, Asylbewerber
« Antwort #1103 am: 29. Januar 2016, 20:37:35 »
*Irgendwelche* Vorurteile wird man ja noch haben dürfen...  :.)
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Offline marple

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Re: Flüchtlinge, Auswanderer, Asylbewerber
« Antwort #1104 am: 29. Januar 2016, 20:52:40 »
Klar. Wie war das noch mal mit den Rechtsanwälten und den Haien? 8)

Offline Yossarian

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Re: Flüchtlinge, Auswanderer, Asylbewerber
« Antwort #1105 am: 29. Januar 2016, 20:54:02 »
Wie war das noch mal mit den Rechtsanwälten und den Haien? 8)

Muß ich mir den ganzen Tag in den unterschiedlichsten Varianten anhören. Beschwer ich mich vielleicht drüber?  8)
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Offline marple

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Re: Flüchtlinge, Auswanderer, Asylbewerber
« Antwort #1106 am: 29. Januar 2016, 20:56:15 »
Da gibts nen ganzen Thread drüber…  ;D

Offline Yossarian

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Re: Flüchtlinge, Auswanderer, Asylbewerber
« Antwort #1107 am: 29. Januar 2016, 21:10:26 »
Wobei ich mich ernsthaft frage, was die Polizei tun kann, wenn der Bagatelldeliquient keinerlei Identifikationspapiere hat und von der Migrationsstelle (noch) nicht erfasst ist.

Das kann ich Dir sagen: *Ein* Bagatelldelinquent, der bei einem Ladendiebstahl erwischt wird und dessen Identität nicht feststellbar ist, wird festgehalten, bis seine Identität geklärt ist. Ist er noch dazu ohne festen Wohnsitz, wird er im beschleunigten Verfahren abgeurteilt. So läuft das jedenfalls in Frankfurt/M. Stachelhaut ist / war Fachanwalt für Strafrecht, der kennt sich mit den juristischen Grundlagen dieses Verfahrenstyps besser aus als ich. Verknackt werden nicht nur Hiesige; ich habe mal einen britischen Touristen erlebt, der für einen Diebstahl eingefahren ist. Eines meiner bittersten Erlebnisse war im Referendariat, als ein 18jähriger Wohnsitzloser in U-Haft ging, weil er im Winter dabei erwischt wurde, wie er versuchte, einen warmen Mantel zu stehlen.

Wenn Du jetzt dagegenhältst, daß ein unregistrierter Asylbewerber - und es kann ja eigentlich jeder, der ein paar Brocken irgendeiner arabisch klingenden Sprache beherrscht, behaupten er stamme aus Syrien oder dem Irak - einfach schulterzuckend laufen gelassen wird, dann ist das schon sehr befremdlich.
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Offline nigel48

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Re: Flüchtlinge, Auswanderer, Asylbewerber
« Antwort #1108 am: 30. Januar 2016, 03:09:56 »
aus FB kopiert:
https://www.facebook.com/NeudeutscherStumpfsinn/

Raphaele Lindemann
Gestern um 12:04 ·
Liebe Leute,

nach nun fast vier Wochen im Erstaufnahmelager, finde ich endlich mal die Zeit ein paar Zeilen zur wirklichen Situation vor Ort zu schreiben und diese in Absprache mit der Camp-Leitung hier zu veröffentlichen.
In der aufgeheizten Stimmung zwischen allen politischen Lagern können ein paar Fakten aus erster Hand nicht schaden. Ich habe mir vorgenommen, diesen Bericht möglichst neutral zu verfassen. Das ist mir allerdings aufgrund der erschütternden Realität nicht gelungen und am Ende ist doch die Polemik und meine eigene Meinung mit mir durchgegangen…aber das wird man ja wohl noch sagen dürfen…

Ich bin zur Zeit als Arzt für die medizinische Erstversorgung der neu in Deutschland ankommenden Flüchtlinge zuständig. Diese findet nahezu vor jedem weiteren Schritt statt. Also vor der Registrierung (inkl. Fingerabdrücke und Foto!), der Versorgung mit gespendeter (Marken-)Kleidung, der Möglichkeit sich zu duschen, etwas zu essen oder der Verteilung auf das restliche Bundesgebiet etc. Das heißt im Klartext, dass man hier einen Eindruck in Reinform über die tatsächliche Situation der ankommenden Flüchtlinge erhält.

Dieser Eindruck ist pur und absolut ungefiltert. Ich kann Euch versichern, dass es absolut unmöglich ist, z.B. einen Fuß mit Erfrierungen zu versorgen, der über 500km in kaputten Schuhen, mit nassen Strümpfen durch den Winter marschiert ist und dabei durch eine „naive rosarote Gutmenschbrille“ zu schauen. Oder einen 4 Wochen alten Säugling in feuchter Kleidung mit Lungenentzündung zu behandeln, der zusammen mit einem Einjährigen und einer Vierjährigen, ganz alleine von der Mutter über das Mittelmeer, über Griechenland bis hier her geschafft wurde und sich dann den Vorwurf der Weltfremdheit anzuhören. Das hier ist die Welt! Und das hier ist sehr real und nirgends „rosarot“! Der Vater der 3 Kinder kam übrigens in Syrien ums Leben.

Diese Menschen kommen in einem absolut desolaten und erbarmungswürdigen Zustand hier an. Sicher wird es manchen erstaunen, dass es sich nicht zu 90% um junge, gesunde Männer handelt. Das hat das Wanken der Nachzugsreglung erfolgreich zum Schlechteren gewendet. Ich sehe pro Schicht etwa 300-500 Flüchtlinge. Mindestens 40% davon sind KINDER! Es gibt Familien, es gibt Alte und ja – es gibt auch junge Männer. Warum auch nicht? Allen gemein ist, dass sie absolut entkräftet und fertig sind. Ich habe bisher nie so viel Elend und Verzweiflung auf einem Haufen gesehen.
Neulich haben wir zum Beispiel eine Frau versorgt, deren Beine komplett verbrannt waren. Keine Ahnung wie sie es überhaupt bis zu uns geschafft hat. Wir haben allein eine halbe Stunde gebraucht, um die festgeklebten, schmutzigen und stinkenden Verbände von den vereiterten Wunden zu lösen. Da war aber kein Klagen und da war keine Anspruchshaltung. Diese Frau hat Dankbarkeit ausgestrahlt, weil sie endlich in Sicherheit ist und sich jemand um sie kümmert. Selbstverständlich ist sie nur ein Beispiel. Und selbstverständlich lassen sich mit Sicherheit auch Arschlöcher unter den Flüchtenden finden – wovon wir selbstverständlich schon genug unter den Eingeborenen haben.

Übrigens haben die Flüchtenden natürlich ihre Smartphones dabei. „Die“ haben vorher nicht in der Steinzeit gelebt und sind aus irgendwelchen Buschhütten und Höhlen gekrochen. Und vielen ist es zunächst wichtiger ihre Handys aufzuladen, als etwas zu Essen zu bekommen. Und dreimal dürft ihr raten warum? Was habe ich als erstes gemacht, als ich, bequem mit meinem Auto, trotz Glatteis, sicher im 500 km von zu Hause entfernten Camp angekommen bin?
Dass sie ein Lebenszeichen an die Lieben schicken zu wollen, wird diesen Menschen allerdings regelhaft zum Vorwurf gemacht und als Beleg für die fehlende Hilfsbedürftigkeit gesehen. Mit Verlaub - das ist weltfremd und obendrein arschig! Als würde es eine Pflicht geben, sich vor einer Flucht in Lumpen zu hüllen und bloß alle Wertgegenstände zurück zu lassen – inklusive der einzigen Möglichkeit zur Kontaktaufnahme zu den Angehörigen in Form eines Telefons.

In der aktuellen Situation müssen wir uns verdeutlichen, welchen Selbstanspruch wir an unsere Kultur haben. Natürlich könnten wir die Grenzen dicht machen und so tun als wäre Merkel an allem Elend dieser Welt schuld. Aber glaubt denn wirklich irgendwer damit wäre das Problem gelöst? Ich höre hier im Lager durchgehend weinende Kinder. Und ich weiß, dass sie dann halt vor unseren Grenzen weinen würden. Würden wir damit unsere Zivilisation retten? Nur weil wir es dann nicht mehr sehen und im Fernsehen einfach bequem umschalten können? Es zeugt schon von einer bemerkenswerten Moralvorstellung, wenn man auf fb das Elend eines gequälten Hundes anprangert und gleichzeitig sehenden Auges all diese Menschen vor unseren Grenzen krepieren lassen will – und wenn es nur durch Unterlassung ist. Ob das ein schützenswertes Abendland ist?

Natürlich müssen Lösungen vor Ort gefunden werden. Und natürlich können wir nicht die ganze Welt aufnehmen. Aber löst man einen Konflikt auf der Welt indem man gegen Flüchtlinge wettert und dumpf der Kanzlerin Verrat am Volk vorwirft? Sieht so die Rettung der Welt aus? Wo bleiben die wirklich konstruktiven Vorschläge und Initiativen der ach so besorgten Bürger?

Durch ihr „wir schaffen das“ hatte ich zum ersten Mal so was wie Respekt und Anerkennung für die Kanzlerin übrig. Weil sie ohne mit der Wimper zu zucken ihre politische Karriere riskiert hat, um eben jene Menschen nicht vor unseren Grenzen krepieren zu lassen und sie die enorme Herausforderung angenommen hat anstatt ihr übliches Teflonspiel des Aussitzens zu treiben. Und nie hat jemand behauptet, dass es eine leichte Herausforderung wäre. Und sind wir doch mal ehrlich: Wer von all den Hetzern ist denn WIRKLICH so arm, dass er befürchten muss durch die Flüchtlinge plötzlich weniger vom deutschen Wohlstandskuchen abzubekommen? Ist bisher WIRKLICH jemand deshalb ärmer geworden? Ist WIRKLICH jemand deshalb aus seiner Wohnung geflogen? Ist WIRKLICH jemand von einem bösen Asylanten aufgegessen worden? Und damit meine ich nicht denjenigen, der einen kennt, dessen Großcousine einen Nachbarn hat blabla.
Und Nein! Ich möchte nicht „so was“ wie in Köln gutheißen und bin sehr wohl für Sicherheit und Ordnung und eine härtere Bestrafung bei Gewaltdelikten jeglicher Couleur. Übrigens war ich schon bekennender Feminist als der Großteil der jetzigen „Frauenrechtler“ noch fröhlich Tittensprüche gemacht haben.
Was sich für Deutschland in erster Linie durch den Flüchtlingsstrom geändert hat, ist die Tatsache, dass wir zum ersten Mal eins zu eins mitbekommen, was in den armen Ländern dieser Welt absolut üblich ist: Wir nehmen Flüchtlinge im großen Maßstab auf und beweisen dadurch Nächstenliebe, Hilfsbereitschaft und sind bereit wenigstens einen kleinen Teil der Zeche zu zahlen, die die westliche Welt mit ihrer Außen- und Wirtschaftspolitik arrogant hat anschreiben lassen.
Damit sage ich ausdrücklich nicht, dass ruhig jeder hier her kommen soll und machen kann was er will. Natürlich fordere ich Integrationswille und Verfassungstreue ein – aber auch und vor allem von meinen eigenen Landsleuten! Schließlich hätten die schon seit ihrer Geburt die Chance gehabt humanistische Werte zu lernen. Und nicht selten profitieren sie schon viel länger als die Flüchtlinge von unserem Sozialstaat…

Klar muss sich auch „der Islam“ bewegen, möglicherweise eine Reformation durchlaufen, um unseren Lebensstil und die Regeln unseres Zusammenlebens bedingungslos in unserem Land zu akzeptieren. Aber sowas passiert doch nicht indem man alle Flüchtlinge nach Möglichkeit in Ghettos sperrt und die Türen zur gesellschaftlichen Teilhabe tunlichst geschlossen hält. Ein Blick in die Pariser Vororte sollte eigentlich ausreichen um zu erkennen wohin das dann führt. Und ja – dann werden all die Hetzer recht behalten.
Natürlich ist es verlogen, die radikalen Formen des Islam zu tadeln und zu bekämpfen, während man gleichzeitig z.B. mit den Saudis fröhlich Geschäfte macht ohne irgend eine Form des politischen Drucks aufzubauen. Ist ja nicht so, dass es nicht saudisches Geld wäre, welches weltweit Hassprediger mit extremsten Auslegungen des Islam finanziert.
Unabhängig von der moralischen Verpflichtung Menschen in Not zu helfen, verstehe ich einfach nicht, warum die große Chance dieser Flüchtlingswelle nicht erkannt wird. Noch vor wenigen Monaten war die größte Gefahr für unser christliches Abendland das Fortpflanzungsverhalten der Deutschen. In 30 Jahren ist unser Sozialstaat und unser Rentensystem am Ende. Deutschland überaltert. 2060 wird jeder dritte Deutsche über 65 Jahre alt sein. Jeder Zweite ist dann mindestens 51. Aktuell haben wir 49 Millionen Erwerbstätige im Alter zwischen 20 und 64. Im Jahr 2060 werden es nach aktueller Entwicklung nur noch 34 Millionen sein. Diese 34 Millionen müssen dann nicht nur unsere Rente zahlen, sie müssen auch unser gesamtes Gemeinwesen am Laufen halten, dafür sorgen, dass wir satt sind und es warm haben und uns im Zweifel auch den Hintern abwischen und uns das Erbrochene aus dem Gesicht waschen. Außerdem müssen sie natürlich weiterhin innovativ und produktiv sein, damit die Wirtschaftsmacht Deutschland auf dem Parkett des internationalen Markts nicht in der Bedeutungslosigkeit verschwindet und sich unsere Kinder und Enkel den Luxus der Altenbetreuung überhaupt leisten können, bei immer mehr zu stopfenden Greisenmäulern.
Wer glaubt, er könne dem Dilemma 2060 durch früheres Versterben entgehen muss leider enttäuscht werden: Schon 2035 werden wir fast 8 Millionen Menschen weniger im Erwerbsalter haben. Ich möchte an dieser Stelle daran erinnern, dass wir schon heute – also mit 8 Millionen Erwerbstätigen mehr – über knappe Rentenkassen und ein späteres Renteneintrittsalter diskutieren müssen und man ohne private Vorsorge real von Altersarmut bedroht ist.
Und genau jetzt hat ein weltweiter Exodus begonnen, der ohne jedes Anwerben den wichtigsten Zukunftsrohstoff überhaupt zu hunderttausenden in unser Land schwemmt: Menschen im erwerbs- und zeugungsfähigen Alter.
Natürlich bin ich kein Depp und ich weiß genau, dass wir es hier nicht mit einer Schwemme an Fachkräften zu tun haben (wobei es unter den Flüchtenden sehr wohl auch Fachkräfte gibt. Ich habe schon so einige im Lager getroffen.) und es riesige kulturelle Unterschiede gibt (die sich übrigens auch immer mehr in unserem eigenen Volk kristallisieren). Deshalb schrieb ich auch ROHstoff.
Jetzt können wir folgendes tun: Entweder wir kasernieren und isolieren die Neuankömmlinge, zeigen ihnen die kalte Schulter, fördern die Ghettobildung und versuchen sie schnell wieder abzuschieben und weg zu jagen, oder aber wir fangen an in etwas größeren zeitlichen Dimensionen zu denken.

Fast jeder von uns hatte doch in der Grundschule irgend ein asiatisches Kind sitzen – oder? Diese Kinder waren die ersten in Deutschland geborenen Nachkommen der mit offenen Armen importierten asiatischen Krankenschwestern im großen Pflegenotstand der 60er und 70er Jahre. Enorm viele dieser Kinder sind heute staatstragende DEUTSCHE: Politiker, Richter und Anwälte, Pfleger, Ingenieure, Geschäftsleute, Lehrer und Professoren und auch einige meiner ärztlichen Kollegen gehören dazu.
Das war funktionierende Integration durch frühe Förderung und Bildung. Investition in die Zukunft. Und genau diesen Schritt jetzt zu wiederholen wäre doch eine riesen Chance um diesen Rohstoff – die Kinder der jetzigen Zuwanderer - zu nutzen. Wenn wir uns das leisten wollen. Oder geht es am Ende etwa doch nur um Neid und eine reine Blutlinie?
Für den Neid möchte ich dann nochmal an den erquicklichen Sachverhalt erinnern, dass 62 Personen so viel besitzen wie die Hälfte der Erdbevölkerung. Ich warte noch immer auf den Aufschrei der Empörung und den Futterneid diesbezüglich, den man ja regelhaft gegen die ärmsten der Armen kultiviert.

Vielleicht noch ein kleiner „Gimmick“ zum Abschluss:
Letzte Nacht hatten wir unter vielen, vielen anderen Einzelschicksalen eine junge Schwangere im Lager, die keine Kindsbewegungen mehr gespürt hat. Sie sorgte sich, dass durch das lange Treiben im Mittelmeer – nachdem der Schleuserkutter gekentert war – nun auch ihr letztes Kind gestorben sei. Ihre zwei anderen Kinder sind bereits auf der Flucht im Meer ertrunken weil sie keine Kraft mehr hatte….So eine Sozialschmarotzerin aber auch!

Menschen leiden und sterben. Jetzt. Und wir können das verhindern. Wir schaffen das „wink“-Emoticon

P.S.: Ich habe nirgendwo das Wort „Nazi“ benutzt. Wer sich trotzdem als ein solcher hingestellt fühlen möchte – bitte sehr: Du Nazi!
Man fährt an den See, um zu schwimmen - nicht wegen der Mücken, oder? - Lemmy Kilminster

Offline Yossarian

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Re: Flüchtlinge, Auswanderer, Asylbewerber
« Antwort #1109 am: 30. Januar 2016, 06:52:42 »
Also die Flüchtlinge, die in dem Erstaufnahmelager ankommen, in dem meine Freundin arbeitet, sehen bei weitem nicht so desolat aus wie in dem Facebook-Post beschrieben. Bis die hier ankommen, haben die auch neue Schuhe und Klamotten. Klar sind die alle erst mal fix und alle. Aber kaum einer von denen dürfte in demselben Paar Schuhe 500 km gelaufen sein. Natürlich ist der eine oder andere krank, das bleibt nicht aus; aber bis jetzt war nichts dramatisches dabei. Mich würde mal interessieren, in welcher Erstaufnahmeeinrichtung der Mann arbeitet.

Einige Ärzte im der Einrichtung meiner Freundin verhindern übrigens die Weiterleitung der Flüchtlinge durch ihre Schussligkeit. Ein ständiges Ärgernis in der Einrichtung ist, das die doctores sich zu feín sind für ein winziges bißchen Verwaltung. Da wird oft genug der Vermerk "vergessen" (wir reden hier davon, ein Häkchen auf einer Karteikarte im Intranet zu setzen, wenn die Karteikarte des Betroffenen sowieso gerade aufgeklappt ist), daß der Betroffene seinen Gesundheitscheck bestanden hat und weiterreisen darf. Da hängen Menschen wochen- und mitunter monatelang in der Erstaufnahmeeinrichtung fest, weil die Gesundheitsfreigabe fehlt.

Mir fällt zu dem Facebookdingens ein Satz ein, den ich kürzlich hier gelesen habe: Less Drama, please.

Werden wir im nächsten Bericht lesen dürfen, daß er miterlebt hat, wie jemand in seiner Einrichtung verhungert und erfroren ist, weil ihm nicht schnell genug geholfen wurde?

Und warum ist es wichtig, daß die Leute mit *Marken*Kleidung versorgt werden?

Das ist alles sehr merkwürdig.
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