Lettland. PER können nicht so hoch hüpfen wie Jedward und rappen für nen Kindergeburtstag. So zahm, dass sie sich nicht mal in die Eier greifen, sondern immer ein paar Zentimter daneben.
San Marino. Der erste hochdramatischer Beitrag. Die Künstlerin sitzt in weitem Gewand auf der Bühne wie eine verzweifelte Waldorfschülerin und umarmt eine Leuchtkugel.
Hoppla, jetzt geht das rote Luder ab. Das hat Wumms, ohne dass der Dance-Scheiß vorschmeckt.
Aserbeidschan
Baku ihm sein Star für Malmö macht in seinem Jackett eine so gute Figur, dass er genauso gut auch gleich im BVB-Trikot auf die Bühne kommen könnte. Als das Pathos verteilt wurde muss er mehrmals laut "Gibstu hierher, Alder" gerufen haben. Ergebnis ist eine ziemlich eingängige Schnulze kleinasiatischer Prägung, die es wahrscheinlich spielend ins obere Drittel des Finales schaffen wird. Zusammen mit dem Sänger auf der Bühne: Ein Plexiglas-Kasten, in dem gerade ein Tänzer erstickt.
Finnland. Käthe Perry in blond aber mit dem gleichen bonschenfarbenen Kitsch-Kulissen.
Maltata fiderallalla.
Gianlucas hat eine klare Vorgabe bekommen: "Lächle oder stirb!" Damit er vor lauter Angst um sein Leben den Text nicht vergisst, wird der hinter ihm eingeblendet.
Bulgarien. Genau das, was dieser Wettbewerb gebraucht hat: NOCH MEHR TROMMELN! Der männliche Trommler kommt mir irgendwie von den Flippers her bekannt vor. Außerdem dabei: Ein Berufsjugendlicher mit Baseballmütze und einem Dudelsack, den er offensichtlich kurz vor dem Auftritt im Drogenrausch aus einem frisch abgezogenen Schaf selbst gefertigt hat.
Island. Nach Gothic-Rock, Barber Shop und Gay-Disco versuchens die Isländer mal wieder mit ner folkloristisch angehauchten Ballade. Dazu haben sie diesmal aus dem Genmaterial von Kurt Cobain einen Sonntagsschüler geklont und in einen zu kleinen Anzug gesteckt.
Griechenland
Dass ich das noch erleben darf - Griechenland verabschiedet sich von seinen jährlichen dämlichen Folklore-Dance-Nummern, ausgerechnet im Jahr 1, nachdem eine dämliche Dance-Nummer gewonnen hat. Agathonas ft. Koza Mostra machen Stimmung mit Ethno-Ska vom Feinsten. Und können sich allein schon mit einem Titel namens "Alcohol is Free" breiter (sic!) Zustimmung sicher sein.
Israel
Moran Mazor verkörpert eine der Urängste des Mannes: Die Frau auf der Single-Party, die entschlossen genug und entsprechend kräftig gebaut ist, einen nach 2 Uhr willenlos abgefüllt abzuschleppen. Ihr Sehmöbel und ihre "unglaubliche Physis" (F.v. Thurn u. Taxis) legen nahe, dass ihre Anmache eine Einladung nach SGB III ist und sie im Zivilleben hinter einem Schreibtisch mit Diddl-Maus sitzend über Dein Schicksal entscheidet. Ihr Lied ist - wie so oft bei israelischen Beiträgen und leider im krassen Gegensatz zum letzten Jahr - mal wieder eine vertonte Verzweifelungstat.
Armenien. Stadion-Rock für den Ascheplatz. Jetzt auch mit Flammen. Am Keyboard steht Walther aus "The Big Lebowski".
Ungarn
Die Ungarn bringen endlich mal wieder einen Beitrag in der Sprache, die nicht mal sie selbst verstehen. Das Lied ist niedlich, eingängig und lässt in Verbindung mit dem Bühnenbild darauf schließen, dass der ungarische Vorentscheid in diesem Jahr im Kinderkanal stattfand. Der Sänger macht dabei allerdings so penetrant einen auf Hipster, dass selbst die Kinder ihm liebend gern eine reingehauen hätten.
Albanien. Endlich mal was mit Trommeln und Flammen. Der Gitarrist sieht aus wie Nana Mouskouri nach ner Geschlechtsumwandlung, dafür kann seine Klampfe funken sprühen.
Georgien. Ist das wirklich die erste Duett-Ballade in diesem Wettbewerb? Kein Wunder, dass dann gleich ganz tief in die Kitsch-Kiste gelangt wird. Dampf von unten, Funken von oben und Töne, die nicht enden wollen.
Norwegen
kaschiert den Befall von der Eurodance-Pest geschickt mit eingestreuten Industrial-Elementen. Dazu haben Margaret Bergers Kleid und Frisur diesen gewissen Domina-Touch, der einem befiehlt, den Titel "I feed you my love" aus einem ganz anderen Blickwinkel zu sehen. Top-Favoritin bei männlichen Jurymitgliedern aus überwiegend katholischen Ländern und allen anderen unartigen Jungs.
Schweiz. Heilsarmisten. Ohne Scheiß! Die Wetten laufen weniger auf deren Platzierrung als vielmehr darauf, ob der Bassist bis zur letzten Finalwertung noch am Leben ist.
Rumänien. Cezar hat sein Bühnenoutfit aus dem Klamotten-Container vor Glööcklers Villa gefischt und singt in einem Frequenzbereich, dass Fledermäuse tot vom Himmel fallen. Rumänien bettelt förmlich um ein robustes EU-Mandat. Wer sowas in einen internationalen Wettbewerb schickt, der baut auch Chemiewaffen.
Ich will Griechenland, Finnland und Norwegen im Finale sehen. Optional Ungarn, falls zwichendurch mal das Hirn gegen die Schädeldecke drückt